Bürgermeister aus den Kahlgrundgemeinden besuchen Kompost und Erdenwerk Kahlgrund
Main-Echo Pressespiegel

Bürgermeister aus den Kahlgrundgemeinden besuchen Kompost und Erdenwerk Kahlgrund

Hier landen seit dem 1. Januar 2024 die Grünabfälle aus den Gemeinden
Schöllkrippen  Ins­ge­s­amt 760 Ki­lo­gramm wie­gen die Bür­ger­meis­te­rin­nen und Bür­ger­meis­ter aus den Kahl­grund­ge­mein­den. Mit die­ser Fest­stel­lung star­te­te bei strah­len­dem Son­nen­schein die Be­sich­ti­gung der am Keil­rain­hof in Sc­höllkrip­pen an­ge­sie­del­ten "Kom­post und Er­den­werk Kahl­grund GmbH".

Hier landen seit dem 1. Januar 2024 die Grünabfälle aus den Gemeinden Blankenbach, Geiselbach, Kleinkahl, Krombach, Sailauf, Sommerkahl, Westerngrund und Wiesen sowie den Märkten Mömbris und Schöllkrippen, die zudem in der ILE (Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept) Kahlgrund-Spessart zusammenarbeiten. Und bevor die Rathauschefinnen und -chefs mit Geschäftsführer Michael Zang von Station zu Station gingen, versammelten sie sich auf der Waage - ebenso wie die Anlieferfahrzeuge zuerst gewogen werden, bevor sie den Grünabfall auf dem rund 6500 Quadratmeter großen asphaltierten Gelände abkippen dürfen.

Die einzelnen Stationen bestehen, grob zusammengefasst, aus mehreren großen Mieten (Fachbezeichnung für Haufen) Grünabfalls in unterschiedlichen Abbauzuständen. Bekanntlich können durch die biologischen Abbauprozesse im Innern solch großer Grünabfallhaufen so immense Temperaturen entstehen, dass sie sich sogar selbst entzünden können. Die permanente Überwachung der Temperaturen gehört daher zu den wichtigsten Aufgaben.

Um sie im Rahmen zu halten und gleichzeitig die Abbauprozesse zu unterstützen, werden die Mieten laut Zang in regelmäßigen Abständen umgesetzt. Überschreiten die Temperaturen, verursacht etwa durch lange Dürreperioden im Sommer, gewisse Grenzen, müssen die Mieten gekühlt werden. Dabei hilft das große Wasserbecken, das neben der Lagerfläche angelegt wurde. Darin sammelt sich das über das Gelände laufende Regenwasser ebenso wie das Wasser, das sich noch im jeweils frisch angelieferten Grünabfall befindet.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist die regelmäßige Entnahme von Proben. Sie geben Aufschluss über den jeweils aktuellen Abbauzustand und die Güte des entstehenden Komposts. Und sie bestimmen den "richtigen" Abgabezeitpunkt, ab dem der Kompost von den Landwirten (und Privatleuten) der Region abgeholt werden kann, um ihn auf den Äckern und Feldern aufzubringen. Bis sie allerdings zum ersten Mal fertigen Kompost am Keilrainhof abholen können, wird es laut Zang noch ein paar Wochen dauern. Um "gutes Material" zu erhalten, müssten derweil erst noch die Kleinstlebewesen ihre Arbeit verrichten und die angelieferten Grünabfälle entsprechend gemischt werden. Zugesetzt werde lediglich Gesteinsmehl; zur Aufwertung des Komposts und zur Geruchsreduzierung.

"Das unterstreicht die Wichtigkeit und Vorbildlichkeit des von uns neu eingeschlagenen Wegs", erinnerte Bürgermeister Marc Babo (CSU) eingangs daran, dass sich seinerzeit alle beteiligten Gemeinden einstimmig dafür entschieden haben, das Grünabfallkonzept des Landkreises zu verlassen (siehe Infokasten "Weitere Daten und Fakten") und eine eigene Wertschöpfungskette ins Leben zu rufen. Letztendlich möglich gemacht habe das aber nur das "gute Zusammenspiel mehrerer Rechtsgebiete".

Dabei nannte Babo allen voran den Bereich Abfallwirtschaft im Landratsamt Aschaffenburg, dessen Leiter Thorsten Hört betonte, dass die Gemeinden nicht ganz ausgetreten seien. Da der Landkreis einige Funktionen innerhalb des neuen Konzepts behalten habe, entstehe durch diese neue "partnerschaftliche Zusammenarbeit ein wahnsinniger Synergieeffekt", der zur Unterstützung des Grüngutkonzepts des Landkreises beitrage. Marion Stahl

Die Entwicklung zum »Kompost und Erdenwerk«

"Früher war es nur Grünabfall. Heute ist es wertvolles Material zur Bodenverbesserung", brachte Thorsten Hört, Fachbereichsleiter Abfallwirtschaft im Landratsamt Aschaffenburg, die Entstehungsgeschichte der "Kompost und Erdenwerk Kahlgrund GmbH" auf den Punkt.

Hintergrund ist das 2015 bayernweit initiierte Projekt "boden:ständig". Dessen Ziel ist es, zusammen mit Landwirten der jeweiligen Region trockene und unbepflanzte Ackerböden durch gezielte Bewirtschaftung wasseraufnahmefähiger zu machen und dadurch die Erosion (Bodenabtrag durch Wind und Wasser) zu verringern. Wie wichtig die Umsetzung dieses Projekts auch im Kahlgrund ist, zeigte das Hochwasser im Mai 2017, nach dem allein der Markt Mömbris Schäden in Höhe von über zehn Millionen Euro bewältigen musste.

Die Initiative ergriffen seinerzeit einige Landwirte der Region, allen voran Günter Zang, Vater des heutigen GmbH-Geschäftsführers Michael Zang: "Wir haben praktisch unsere Böden wegschwimmen sehen", sagte er bei der Besichtigung. Je nach Bewirtschaftung sei es jedoch möglich, dass Böden zehn und mehr Liter je Quadratmeter mehr aufnehmen könnten.

Als dann noch die ILE Kahlgrund-Spessart mit im Boot war, gab sie die Studie "Boden- und Erosionsschutz im Kahlgrund-Spessart" in Auftrag. Mit dem Ergebnis, dass den untersuchten Böden vor allem Humus fehlt. So reifte die Idee bei den Kommunen, eine eigene Kompostierungsanlage zu errichten. Viele Zwischenschritte und Genehmigungen sowie eine erfolgreiche europaweite Ausschreibung führten schließlich ans Ziel. mst

28.06.2024
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