Auf den Spuren Einhards im Odenwald
Main-Echo Pressespiegel

Auf den Spuren Einhards im Odenwald

Katholisches Senioren-Forum Bereich Alzenau/Kahlgrund: Tagesausflug nach Michelstadt
SCHÖLLKRIPPEN  48 Mit­ar­bei­ten­de aus ver­schie­de­nen Pfar­rei­en des Be­rei­ches Al­zenau/Kahl­grund be­grüß­te die Vor­sit­zen­de des Se­nio­ren­forums, Ur­su­la Ho­haus, zu ei­nem Ta­ges­aus­flug nach Mi­chel­stadt im Oden­wald. Sie wies dar­auf hin, dass die­ser Aus­flug ein Dan­ke­sc­hön für die eh­renamt­lich ge­leis­te­te Ar­beit in den Se­nio­ren­grup­pen sei. Nachdem im Bus das Lied »Das Jahr steht auf der Höhe« erklungen war, erinnerte Altenseelsorger Christian Grebner in einer kurzen Morgenbesinnung an die aktuell stattfindende Sommersonnenwende und betrachtete den Text des Liedes mit eigenen Gedanken.
Im Ortsteil Steinbach in Michelstadt besichtigte die Gruppe bei leichtem Regen zunächst die Einhardsbasilika. Zwei engagierte Gästeführerinnen ließen die ereignisreiche Geschichte dieses besonderen Gebäudes lebendig werden. Es wurde vor etwa 1200 Jahren von Einhard, dem wichtigsten Berater des Kaisers Karl der Große in der Mark Michelstadt im Odenwald nach römischen Vorbildern erbaut. Trotz unterschiedlicher Nutzung und mehreren baulichen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte ist das ursprüngliche Mauerwerk aus der Karolingerzeit zum größten Teil erhalten und strahlt eine eigene Würde aus. Einhard widmete die Basilika den heiligen Märtyrern Marcellinus und Petrus, deren Gebeine auf abenteuerliche Weise den Weg aus den Katakomben in Rom nach Michelstadt gefunden hatten. Von dort gelangten die Reliquien schon bald nach Seligenstadt, wo Einhard ebenfalls eine Basilika errichtete. Nach der Führung kehrte die Gruppe im Restaurant »Schwarzer Adler« direkt am Marktplatz von Michelstadt ein. Gestärkt und bei nun sonnigem Wetter konnte sie dann am Nachmittag wieder in zwei Kleingruppen an einer Altstadtführung teilnehmen. Das auf wuchtigen Eichenpfosten erbaute alte Rathaus, Wahrzeichen von Michelstadt, war Ausgangspunkt der beiden Führungen. Hier erfuhren die Teilnehmenden, wie im Mittelalter Rats- und Gerichtssitzungen abgehalten wurden und welche Anekdoten damit verknüpft sind. Dann ging es weiter zum Diebsturm, in der die Gruppe wenige Minuten in absoluter Dunkelheit nachfühlen konnte, wie es Menschen damals in Untersuchungshaft erging. Weitere Stationen waren die Stadtmauer mit inzwischen leerem Wassergraben, ein Kunstwerk der Moderne im Park, die Kellerei mit Zehntscheune, das Kiliansbächlein, das im Sommer am Rande des Marktplatzes fließt und die Synagoge. Das gut erhaltene Gebäude entging einer gänzlichen Zerstörung in der Reichsprogromnacht 1938, da ein Inbrandstecken auch die benachbarten Häuser gefährdet hätte. Zahlreiche Stolpersteine im Kopfsteinpflaster des Städtchens erinnern heute jedoch daran, dass trotzdem auch die Michelstädter Juden Opfer des Nationalsozialismus wurden. Vor der evangelischen Stadtkirche endete die interessante und kurzweilige Führung, so dass noch Zeit für einen Besuch im Eiscafé oder für einen kleinen Stadtbummel war, bevor die Gruppe mit zahlreichen Eindrücken ihre Heimfahrt antrat.
Gottfried Hohaus


26.06.2024
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